Gehaltsverhandlung als angestellter Zahnarzt

Bei den Tipps handelt es sich um allgemeine Tipps. Jeden Tipp (wie zum Beispiel den Tankgutschein) müssen Sie individuell mit Ihrem Steuerberater besprechen!

Das Gehalt als angestellter Assistenzzahnarzt oder Zahnarzt ist ein entscheidender Faktor bei der Arbeitgeberwahl. Für den Arbeitgeber sind aber gerade die Personalkosten in einer Zahnarztpraxis der größte Ausgabenblock. In diesem Artikel erfahren Sie einige Alternativen (z.B. Tankgutschein) zum Bruttogehalt.


Im Süden Deutschlands starten die meisten Assistenzzahnärzte mit einem Festgehalt von durchschnittlich 2.500 € Brutto für eine Vollzeitstelle mit 35 – 38 Behandlungsstunden in der Woche. Von diesem Bruttogehalt gehen noch Steuern und Sozialabgaben weg. Das Nettogehalt liegt in Steuerklasse I bei ca. 1.650 €. Je nach Steuerklasse ist dies unterschiedlich. Erste Anhaltspunkte und Infos zu Ihrer Steuerklasse finden Sie hier.

Vor dem Antritt der ersten Stelle steht also schon die erste Gehaltsverhandlung an, denn Ihr neuer Arbeitgeber möchte voraussichtlich eher weniger bezahlen. Diese Aussage ist nicht immer richtig, ich stelle häufig fest, dass vor allem in ländlichen Gegenden die Gehälter deutlich höher sind, da der Praxisinhaber vielleicht dringend einen Assistenzzahnarzt sucht.

Nach dem Arbeitsbeginn sollte Ihr Gehalt bis zum Ende der Assistenzzeit auf mindestens 4.000 € klettern, wenn es sich um ein reines Festgehalt handelt. Der Anstieg kann beispielsweise in halbjährlichen Schritten zu je 500 € erfolgen. Diese Gehaltssteigerung müssen Sie entweder zu Beginn oder dann jedes Mal während Ihrer Assistenzzeit verhandeln. Hier erfahren Sie mehr zum Thema Umsatzbeteiligung angestellter Zahnarzt.

 

So gehen Sie dabei am Besten vor

In Ihrer Gehaltsverhandlung als angestellter Zahnarzt setzen Sie sich zunächst ein klares Ziel, welches Sie sich auch notieren. Ich möchte ab sofort 3.500 € Brutto im Monat verdienen. Ihre Gehaltsvorstellung sollte natürlich realistisch sein. Im sechsten Monat der Assistenzzeit 8.000 € monatliches Festgehalt zu fordern halte ich für unrealistisch, da Ihr Wert für die Praxis wahrscheinlich noch nicht dieser Gegenleistung entspricht. Und der Wert für die Praxis ist ein zentraler Punkt für Ihre Verhandlungen. Konnten Sie diesen Wert für die Praxis steigern? Dies ist immer dann der Fall, wenn Sie komplexere Fälle (Qualität) gut versorgen, schneller in der Behandlung werden oder mehr Verantwortung übernehmen. Schauen wir uns diese drei Punkte genauer an:

Komplexere Behandlungsfälle

Kurz nach dem Studium fehlt Ihnen wahrscheinlich in vielen Fällen noch die Routine und an der Uni konnte man noch nicht alle Fälle behandeln. Nach sechs Monaten in der Zahnarztpraxis steigt das Selbstvertrauen und die einfachen Behandlungsschritte gehen leicht von der Hand. Der Praxisinhaber hat Ihnen weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt oder Sie haben sich diese selbst über Fortbildungen oder Curriculums beigebracht. Sie trauen sich dann an komplexere Behandlungen. Dadurch können Sie schwerere Aufgaben lösen und weitere Patienten versorgen. Dies schlägt sich auch in Ihrem Wert für die Praxis nieder und kann bei einer Gehaltsverhandlung als angestellter Zahnarzt angeführt werden.

Falls Sie dieses Argument in Ihrer Gehaltsverhandlung nutzen möchten, sollten Sie sich entsprechend vorbereiten und Antworten zu folgenden Fragen parat haben:

  • Welche Behandlungen konnten Sie zu Stellenantritt allein lösen?
  • Welche Behandlungsfälle kamen im Laufe der Zeit dazu?
  • Wie haben Sie sich weitergebildet?
  • Aus welchen Curriculums haben Sie welches Wissen gelernt?

Auch wenn Sie keinen detaillierten Nachweis anhand Ihres Umsatzes führen können, weil Ihnen dieser vom Praxisinhaber vielleicht nicht verraten wird, sollte die Chefin oder der Chef ein Gefühl für Ihre gestiegene Leistung bekommen.

Schneller in der Behandlung

Während der Assistenzzeit wiederholen sich die Behandlungsfälle und Sie machen den gleichen Schritt immer wieder. Die erste 01 und die erste Füllung dauern einfach länger als die 100. oder die 1.000. Füllung. Zu Beginn brauchen Sie für eine Füllung vielleicht 60 Minuten, nach 3 Monaten beispielsweise nur noch 30 Minuten und später noch weniger. In der freigewordenen Zeit behandeln Sie einen anderen Patienten. Ihr Argument für die Gehaltsverhandlung ist also wie folgt:

„Zu Beginn habe ich am Tag X Patienten behandelt, jetzt kann ich Y Patienten versorgen“ oder „Zu Beginn habe ich für eine Füllung X Minten gebraucht, jetzt brauche ich Y Minuten und in der restlichen Zeit mache ich noch Z“.

So können Sie Ihrer Chefin oder Ihrem Chef zeigen, dass sich Ihr Wert für die Praxis erhöht hat und Sie mehr Nutzen und Wert für die Zahnarztpraxis darstellen.

Mehr Verantwortung

In vielen Praxis wirbelt der neue Assistenzzahnarzt erstmal alten Staub auf. Das ist sehr positiv gemeint, da nach langer Zeit zum ersten Mal wieder Praxisabläufe und Strukturen erfragt und somit auch hinterfragt werden. Wenn Sie die Stelle wechseln, dann bringen Sie vom alten Arbeitgeber viele Eindrücke mit und können diese beim neuen Arbeitgeber einbringen.

Durch die Verbesserungen in der Praxis und die Neuerungen, welche durch Sie angestoßen werden, verbessert sich die Praxis und Sie sollten daran partizipieren.

Ein weiterer Punkt sind die übernommenen Aufgaben in der Praxis. Häufig übernimmt oder unterstützt der Assistenzzahnarzt nach geraumer Zeit den Praxisinhaber in bestimmten Bereichen. Vielleicht kümmern Sie sich schon um bestimmte Abläufe, unterstützen bei der Organisation, helfen bei der Erstellung eines QM-Handbuches oder lernen die neue Auszubildende ein. Ein tolles Beispiel habe ich noch in Erinnerung. Mein Mandant hat als angestellter Zahnarzt die Praxis gewechselt und in der neuen Praxis ein Prophylaxe Konzept eingeführt. Dadurch konnten bestehende Patienten besser versorgt und neue Patienten gewonnen werden. Ein anderer Mandant hat die Internetseite auf Vordermann gebracht, was auch zu neuen Patienten führte.

Beide Male war dies ein hervorragendes Argument in der nächsten Gehaltsverhandlung.

Notieren Sie sich dazu die Verbesserungen und Neuerungen evtl. sogar mit Ihren Auswirkungen damit Sie gut auf das Gespräch vorbereitet sind.

„In meiner Zeit in dieser Praxis konnte ich X einführen, dass hatte für die Praxis den Effekt Y. Dadurch arbeiten wir jetzt schneller, besser, effizienter, können mehr Patienten versorgen, komplexere Fälle lösen oder haben neue Patienten gewonnen – sehen Sie das als Praxisinhaber auch so?“ Wenn Ihr Chef diese Frage mit einem „Ja“ beantwortet, dann fällt die nächste Frage leicht.

 

Die Gehaltsverhandlung als angestellter Zahnarzt

Gut vorbereitet mit Ihren Beispielen gehen Sie in das Gespräch in ruhiger Atmosphäre statt zwischen Tür und Angel. Achten Sie bei Ihren Sätzen auf klare Aussagen und klare Formulierungen. Vermeiden Sie Worte wie: „vielleicht, eigentlich, manchmal, irgendwann, …“ und bleiben Sie auch in Ihrer Körperhaltung ganz klar und selbstbewusst. Sitzen Sie ganz bewusst aufrecht, nehmen Sie die Hände auf den Tisch und „nehmen Sie Raum ein“. Lächeln Sie Ihren Chef mit gutem Augenkontakt an und formulieren Sie Ihre Argumente.

Hören Sie sich auch die Position und die Gedanken des Praxisinhabers an, vielleicht sieht dieser einige Punkte anders. Und jetzt kommt einer der wichtigsten Punkte:

 

Ihr konkreter Weg zu mehr Einkommen

Falls Sie sich nicht sofort auf eine Gehaltserhöhung einigen können vereinbaren Sie entweder ein konkretes Datum und eine konkrete Zahl, also „heute in 3 Monaten erhöht sich mein Gehalt um 500 € Brutto pro Monat automatisch“. Alternativ können Sie auch einen Maßnahmenplan erarbeiten. „In den nächsten 3 Monaten erlerne ich folgende Fähigkeiten oder erledige folgende Aufgaben, anschließend erhalte ich eine Gehaltserhöhung um 500 € im Monat“. Der Maßnahmenplan sollte Ihr Mindestziel des Gesprächs sein.

Sonderpunkt für die Frauen

Als Mann bitte einfach weiterlesen. Bei meinen weiblichen Mandanten stelle ich im Gegensatz zu meinen männlichen Mandanten fest, dass diese bei (für mich) gleicher Leistung und Arbeitseinstellung weniger Gehaltsverhandlungen führen. Bitte achten Sie besonders als weibliche Assistenzzahnärztin oder Zahnärztin darauf, dass Sie fair bezahlt werden.

Wichtiger Hinweis: Bitte achten Sie nach einer Gehaltssteigerung darauf, dass Sie Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung an das neue Gehalt anpassen.

 

Alternativen zu mehr Bruttogehalt

Eine Erhöhung des Bruttogehalts ist für den Arbeitgeber immer die teuerste Variante. In meinem Artikel „Mehr Netto vom Brutto: 9 Tipps für Zahnärzte“ habe ich einige Alternativen dazu aufgeführt. Vielleicht können Sie sich auf eine von diesen Alternativen einigen und so eine Win-Win-Situation für beide Parteien erzielen.

Gehen Sie es an – ich drücke Ihnen die Daumen!